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BrainBusiness 2024: Vernetzt für die Zukunft

04.07.2024

Brain Business Vektorgrafik. (c) Vecteezy.com

BrainBusiness fördert den Austausch zwischen neurowissenschaftlicher Grundlagenforschung und Gesundheitswirtschaft

Hochaktuelle Vorträge flankiert von zukunftsgerichteten Diskussionen – die Veranstaltungsreihe BrainBusiness hat bereits zum vierten Mal interessierte Vertreter*innen aus Wissenschaft, Versorgung und Wirtschaft zusammengebracht, um den interdisziplinären Austausch im Bereich der Neurowissenschaften im Ruhrgebiet zu fördern. Rund 60 Gäste waren am 3. Juli der Einladung von Research Department of Neurosience, Ruhr-Universität Bochum, MedEcon Ruhr und dem GesundheitsCampus Bochum gefolgt und in die Hochschule für Gesundheit in Bochum gekommen. Im Fokus standen in 2024 die Themen „Mentale Gesundheit“ und „Neurodegenerative Erkrankungen“.
Von Kuschelhormonen, Urban Mental Health und Videosprechstunden

Das Vortragsprogramm wurde gestartet von Prof. Dr. Dirk Scheele, Abteilung für Soziale Neurowissenschaften der Ruhr-Universität Bochum, der am Research Department of Neuroscience als Principal Investigator sowie am Research Center One Health der Universitätsallianz Ruhr forscht. Er beleuchtete die Auswirkungen von chronischer Einsamkeit sowie sozialer Isolation auf den Menschen und berichtete über aktuelle Forschungsergebnisse zur Wirkung des „Kuschelhormons“ Oxytocin.
Dr. Lukka Popp vom Lehrstuhl für Klinische Kinder- und Jugendpsychologie präsentierte im Anschluss das zukunftsweisende Urban Mental Health-Projekt, das auf die psychische Gesundheit von Kindern, Jugendlichen und ihren Familien in städtischen Gebieten zielt. Die Initiative läuft seit Mai 2023 als Leuchtturmprojekt des Deutschen Zentrums für psychische Gesundheit im Bochumer Stadtteil Wattenscheid und steht bereits heute für eine gelungene Verzahnung von Forschung und Versorgung.
Den Abschluss des ersten Vortragsblocks bildete die Präsentation von Noemi Fath von der Healthy Project GmbH. Unter der Marke webPrax bietet das Unternehmen Lösungen für Videosprechstunden, insbesondere für die psychotherapeutische Versorgung an.
Die anschließende Diskussion zwischen Vortragenden und Gästen verdeutlichte, wie Forschung, Versorgung und unternehmerische Innovationen Hand in Hand gehen können, um die mentale Gesundheit zu verbessern.

Netzwerkstrukturen von großer Bedeutung

Brain Business Vektorgrafik. (c) Vecteezy.com
© Vecteezy.com

BrainBusiness fördert den Austausch zwischen neurowissenschaftlicher Grundlagenforschung und Gesundheitswirtschaft

Hochaktuelle Vorträge flankiert von zukunftsgerichteten Diskussionen – die Veranstaltungsreihe BrainBusiness hat bereits zum vierten Mal interessierte Vertreter*innen aus Wissenschaft, Versorgung und Wirtschaft zusammengebracht, um den interdisziplinären Austausch im Bereich der Neurowissenschaften im Ruhrgebiet zu fördern. Rund 60 Gäste waren am 3. Juli der Einladung von Research Department of Neurosience, Ruhr-Universität Bochum, MedEcon Ruhr und dem GesundheitsCampus Bochum gefolgt und in die Hochschule für Gesundheit in Bochum gekommen. Im Fokus standen in 2024 die Themen „Mentale Gesundheit“ und „Neurodegenerative Erkrankungen“.
Von Kuschelhormonen, Urban Mental Health und Videosprechstunden

Das Vortragsprogramm wurde gestartet von Prof. Dr. Dirk Scheele, Abteilung für Soziale Neurowissenschaften der Ruhr-Universität Bochum, der am Research Department of Neuroscience als Principal Investigator sowie am Research Center One Health der Universitätsallianz Ruhr forscht. Er beleuchtete die Auswirkungen von chronischer Einsamkeit sowie sozialer Isolation auf den Menschen und berichtete über aktuelle Forschungsergebnisse zur Wirkung des „Kuschelhormons“ Oxytocin.
Dr. Lukka Popp vom Lehrstuhl für Klinische Kinder- und Jugendpsychologie präsentierte im Anschluss das zukunftsweisende Urban Mental Health-Projekt, das auf die psychische Gesundheit von Kindern, Jugendlichen und ihren Familien in städtischen Gebieten zielt. Die Initiative läuft seit Mai 2023 als Leuchtturmprojekt des Deutschen Zentrums für psychische Gesundheit im Bochumer Stadtteil Wattenscheid und steht bereits heute für eine gelungene Verzahnung von Forschung und Versorgung.
Den Abschluss des ersten Vortragsblocks bildete die Präsentation von Noemi Fath von der Healthy Project GmbH. Unter der Marke webPrax bietet das Unternehmen Lösungen für Videosprechstunden, insbesondere für die psychotherapeutische Versorgung an.
Die anschließende Diskussion zwischen Vortragenden und Gästen verdeutlichte, wie Forschung, Versorgung und unternehmerische Innovationen Hand in Hand gehen können, um die mentale Gesundheit zu verbessern.

Netzwerkstrukturen von großer Bedeutung


Der zweite Themenblock widmete sich den neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer und Parkinson. RDN-Mitglied Prof. Dr. Konstanze Winklhofer vom Institut für Biochemie und Pathobiochemie der RUB gab tiefgehende Einblicke in die Mechanismen dieser Erkrankungen und deren Bedeutung für neue therapeutische Strategien.
Prof. Dr. Klaus Gerwert, geschäftsführender Gründungsdirektor des Zentrums für Proteindiagnostik (PRODI) an der RUB, präsentierte, wie weit die wissenschaftlichen Erkenntnisse bei der Früherkennung neurodegenerativer Erkrankungen reichen. Passend zur BrainBusiness-Perspektive stellte er zudem am Beispiel der betaSENSE GmbH vor, wie wissenschaftliches Know-how in ein wirtschaftliches Geschäftsmodell überführt werden kann.
Welche Herausforderung die praktische Versorgung von Parkinson-Erkrankten trotz aller Fortschritte in der Früherkennung und Sekundärprävention beinhaltet, verdeutlichte abschließend Prof. Dr. Lars Tönges, Leiter der Sektion Parkinsonerkrankungen und Bewegungsstörungen der Neurologischen Klinik der Ruhr-Universität Bochum am St. Josef-Hospital. Dabei zeigte er insbesondere auf, welchen Stellenwert eine erfolgreiche Netzwerkarbeit für die Versorgung dieser Patientengruppe hat.
Netzwerkstrukturen waren daher auch eins der  vorherrschenden Themen der abschließenden Gesprächsrunde. Sie seien insbesondere wichtig, um größere Studien mit entsprechenden Patientenzahlen zu realisieren, aber auch um die Aufmerksamkeit für das Thema Früherkennung zu erhöhen und aufkommende ethische, rechtliche sowie soziale Fragen interdisziplinär zu klären.

Transferarbeit als dritte Kernaufgabe der RUB

An der Ruhr-Universität Bochum wird seit vielen Jahren exzellente neurowissenschaftliche Grundlagenforschung betrieben. Vereinzelt werden auch anwendungsorientierte Projekte durchgeführt. „Das Transferpotenzial ist jedoch noch längst nicht vollständig ausgeschöpft“, so Dr. Sabine Dannenberg, Science Managerin des Research Department of Neuroscience der RUB. „BrainBusiness setzt genau hier an. So werden sowohl Erkenntnisse aus den Grundlagenwissenschaften vermittelt als auch existierende Anwendungen von Unternehmen vorgestellt.“ Darauf aufbauend geht es darum, sich zu weiterführenden Szenarien inspirieren zu lassen und so Forschungsergebnisse im wirtschaftlichen Kontext besser zu nutzen. Insbesondere Start-ups stehen dabei im Fokus, sowohl als potenzielle Nutzer der gewonnenen Erkenntnisse als auch als Anbieter zur Lösung bestehender Fragestellungen. „Der Transfer von Wissen, Technologien und Erkenntnissen aus der Forschung in die Anwendung ist neben Forschung und Lehre die dritte Kernaufgabe der RUB und damit auch des Research Department of Neuroscience“, so Dannenberg.
Neben BrainBusiness fördert das RDN im Jahr 2024 auch den BRAIN DAY, der am 18. September an der RUB stattfindet und ein Forum der Begegnung zwischen Patient*innen, Forscher*innen, Ärzt*innen und der interessierten Öffentlichkeit im Bereich der Neurowissenschaften bietet. Ausrichter des BRAIN DAYs ist die International School of Neuroscience (IGSN).

Programm-Flyer zum Download
Das Programm von BrainBusiness 2024 finden Sie hier.

Stimmen zu BrainBusiness 2024

Nachgefragt bei Prof. Dr. Dirk Scheele, Professor für Social Neuroscience an der Fakultät für Psychologie der RUB, und Prof. Dr. Konstanze Winklhofer, Lehrstuhlinhaberin für Molekulare Zellbiologie am Institut für Biochemie und Pathobiochemie der medizinischen Fakultät der RUB.
Beide sind Principal Investigators am Research Department of Neuroscience und waren beim BrainBusiness 2024 mit einem Fachvortrag vertreten.


Prof. Dr. Konstanze Winklhofer
Profil von Prof. Dr. Dirk Scheele
Prof. Dr. Dirk Scheele

Herr Scheele, Frau Winklhofer, warum sind Transferveranstaltungen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft wichtig?
Dirk Scheele: „Transferveranstaltungen dieser Art sind wichtig für den Austausch von Ideen und fördern Netzwerke. Durch Veranstaltungen wie BrainBusiness wird es möglich regionale Akteure besser kennen zu lernen.“
Konstanze Winklhofer: „Ich halte Transferveranstaltungen für wichtig, um Grundlagenwissenschaften, klinische Forschung sowie Wirtschaft und Industrie zusammenzubringen. Dieser Austausch ist elementar, um relevante Fragestellungen zu definieren und multimodale Herangehensweisen zu entwickeln. Oftmals bestehen Informationsdefizite auf verschiedenen Ebenen, welche Ressourcen vorhanden sind und wie man an sie herankommt. Andererseits können Ergebnisse aus der Grundlagenforschung neue Zielstrukturen identifizieren, deren möglichen translationalen Aspekte mit Industrie und Klinischer Forschung weiterverfolgt werden müssen.“

Warum haben Sie sich entschieden, bei BrainBusiness als Referent*in dabei zu sein?
Konstanze Winklhofer: „Bei der BrainBusiness-Veranstaltung hat mich insbesondere die Interdisziplinarität angesprochen, die ich als besonderen Stimulus für kreative Ansätze sehe.“
Dirk Scheele: „Ich habe mich dafür entschieden, um einen besseren Einblick in die vielfältigen Initiativen und Programme zur wissenschaftsnahen Wirtschaftsförderung am Standort zu bekommen. Beim anschließenden Austausch war für mich ein Gespräch über den Nutzen sozialer Interaktionen für Online-Psychotherapie-Netzwerke sehr spannend.“

Hat Ihre Arbeit in der Vergangenheit bereits von einem Austausch zwischen Wirtschaft und Wissenschaft profitiert?
Konstanze Winklhofer: „Unsere Arbeiten haben bisher ganz konkret profitiert von einem Austausch mit der Industrie durch die Bereitstellung von bestimmten Antikörpern zum Nachweis von Proteinen, die kommerziell nicht erhältlich sind.“
Dirk Scheele: „Wir werten aktuell die Befunde einer Studie aus, die in Zusammenarbeit mit einer Ausgründung des Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz durchgeführt wurde. In der Studie geht es darum mit maschinellen Lernverfahren zu testen, ob Einsamkeit in Sprache detektierbar ist.“

Vielen Dank.

Text:
Anke Maes

Fotos:
Anke Maes